Meine Katze ist zu dick! Was kann ich tun?


Übergewicht bei der Katze
Wildlebende Katzen fressen über den ganzen Tag verteilt kleine Beutetiere, die sie zeitintensiv mit viel Ausdauer und Geschick fangen müssen, und was essbare Beutetiere sind, hat ihnen die Mutter beigebracht. Daher sollten auch in der Wohnung gehaltene Katzen von Anfang an während 24 Stunden Zugang zu Futter haben und schon als Welpen möglichst viele verschiedene Futter- und Lebensmittel probieren dürfen, damit sie keine einseitigen Futterpräferenzen entwickeln. Katzenwelpen sollten auch regelmässig Leckerlis, Le Parfait, Thonpaste etc. bekommen und dafür z.B. kleine Übungen machen oder die Leckerlis in einer Wühlkiste suchen dürfen. Wasser sollte immer genügend angeboten, aber nicht neben das Futter gestellt werden.

Nun erhalten aber viele Wohnungskatzen pro Tag nur zwei Mahlzeiten im Napf serviert, verschlingen diese oft so schnell, dass einerseits keine Sättigung eintritt und andererseits kein Futter mehr für den Rest des Tages zur Verfügung steht. Andere Katzen erhalten jedes Mal etwas Futter, wenn sie Kontakt zu ihren Besitzern aufnehmen, anstatt dass ihnen Aufmerksamkeit in Form von Spielen - bevorzugt interaktiv - oder Streicheln zuteil wird. Durch dieses zu wenig häufige oder eben übermässige Füttern zusammen mit fehlender Bewegung, Fressen aus Langeweile und zu energiereicher Nahrung werden viele Katzen immer dicker und träger. Und wenn das Problem sichtbar wird, verringern viele Besitzer die Futtermenge, was ein grosser Stress für Katzen bedeutet.

Damit Katzen Gewicht verlieren oder um einer ungesunden Gewichtszunahme vorzubeugen, sollte die Nahrungsaufnahme über 24h ermöglicht werden und dieses Futter sollte nicht frei zugänglich sein, sondern „erarbeitet“ werden müssen. Ein Futterturm, Pipolino, Activity Center oder ein anderes Futter-Puzzle ist hierzu am Besten geeignet. Diese Futter-Puzzles sollten rund um die Uhr mit Futter bestückt sein, damit die Katze in ihrem eigenen Rhythmus kleine Mahlzeiten fressen kann. Und da sie nur durch eine Aktivität zum Ziel kommt, wird gleichzeitig der Jagd- und Aktivitätstrieb angeregt. So wird die Katze mit grossem Vergnügen und viel Konzentration über den ganzen Tag verteilt immer wieder Trockenfutter erbeuten, und dabei schlanker, aktiver und gesünder sein. Durch die Wahl des Futter-Puzzles kann auf die Bedürfnisse von Katze und Besitzer eingegangen werden, da es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade gibt bzw. stationäre oder bewegliche Modelle zur Verfügung stehen. Diese katzengerechte Fütterung beugt nicht nur Übergewicht vor, sondern auch Langeweile, Inaktivität, Depression, aggressive Verhaltensweisen und ist auch die beste Beschäftigung für sehr aktive Katzen.

Und übrigens, wenn die Katze eigentlich nur Nassfutter fressen möchte, kann auch dies interessanter angeboten werden. Zum Beispiel mit einer Licki Mat, in die das Nassfutter gestrichen wird, was die Fressdauer stark verlängert. Man kann aber auch einfach leere und ausgewaschene Snack-Verpackungen mit Vertiefungen aufbewahren und Nassfutter darin abfüllen.

Auch (gerade) dicke Katzen müssen sich bewegen
Katze müssen manchmal aktiv zum Spielen aufgefordert werden und die Art des Spiels soll der Katze angepasst werden. Die einen Katzen mögen wilde Jagdspiele oder apportieren gerne Spielsachen, andere Katzen möchten lieber Verstecken spielen. Abwechslung ist wichtig und neue Spielzeuge können mit einfachsten Mitteln hergestellt werden. Auch Pingpongbälle oder Laserpointer (nie direkt auf die Augen richten!) sind beliebt für wilde Jagden. Wenn die Katze nicht mit Spielzeugen motiviert werden kann, würde sie dafür vielleicht gerne kleine Leckerbissen suchen, die in der Wohnung versteckt werden.

Gesundheitsrisiken Übergewicht
Eine übergewichtige Katze ist häufig nicht mehr in der Lage, die Fellpflege am ganzen Körper vorzunehmen, was zu Verfilzungen des Fells und zu Schuppenbildung führt. Ausserdem werden die Gelenke übermässig belastet, Diabetes, Leberverfettung, Herz-/Kreislaufprobleme können auftreten. Fasten Sie ihre Katze aber auf keinen Fall - im Gegensatz zu Hunden führt schneller Fettabbau zu gesundheitlichen Störungen. Es ist daher besser, mit der beschriebenen Methode eine langsame Gewichtsabnahme herbeizuführen. Sollte die Katze aber plötzlich sehr viel mehr fressen und dabei sogar Gewicht verlieren, sollte der Tierarzt aufgesucht werden, um mögliche Ursachen wie Diabetes oder eine Überfunktion der Schilddrüse, dies v.a. bei älteren Katzen, auszuschliessen.

Der Pipolino
Falls die Wahl auf den Pipolino fällt (noch besser sind mehrere verschiedene Futter-Puzzle-Modelle, v.a. bei mehr als einer Katze) hier noch ein paar Tipps zur Angewöhnung.

Zu Beginn werden alle Futterquellen entfernt. Der Pipolino wird zur Hälfte gefüllt und mit maximaler Anzahl offener Löcher in die Mitte eines Raums gelegt. Trockenfutter wird unter den Pipolino gelegt, so dass, wenn die Katze die Kroketten mit der Pfote oder der Schnauze erreichen will, sie den Pipolino selber in Bewegung setzt. Es bringt nichts den Pipolino zu bewegen, um der Katze zu zeigen, wie es gehen sollte. Sie muss selber herausfinden, dass aus dem Pipolino Kroketten herausfallen, wenn er rollt.

Es kann durchaus sein, dass die Katze mehrere Tage braucht, bis sie den Pipolino begreift, es muss einfach darauf geachtet werden, dass sie in dieser Zeit trotzdem genug frisst. Auf alle Fälle – auch wenn ältere oder sehr passive Katzen nicht sofort einsehen, warum sie für ihr Futter nun plötzlich etwas tun sollen – lohnt es sich ein paar Tage „hart“ zu bleiben und immer wieder Trockenfutter unter den Pipolino zu legen.

Falls es der Katze gelingt, die Kroketten unter dem Pipolino hervor zunehmen, ohne ihn dabei zu bewegen, kann man den Trockenfutterspender mit einigen Zentimeter Abstand an eine Wand legen und einige Kroketten zwischen der Mauer und dem Pipolino deponieren, damit die Katze den Pipolino nun wegschieben muss, um zu fressen.

Sobald die Katze den Mechanismus begriffen hat, kann die Anzahl offener Löcher kontinuierlich verringert werden – und zwar möglichst bis auf ein Loch. Ab dann bleibt der Pipolino immer gefüllt und sollte 24 h zugänglich sein. Dazu kann auch 1-2 x täglich etwas Nassfutter zugefüttert werden und die Katze erarbeitet das Trockenfutter aus dem Pipolino, wenn sie zwischendurch Hunger hat. Auch für mehrere Katzen genügt ein Pipolino, weitere vielleicht auch einfachere Futter-Puzzles sollten dann aber zusätzlich zur Verfügung stehen.



Autorin: Dr. med. vet. Marianne Furler, Tierärztin & Verhaltensmedizinerin STVV: http://tierpsychiatrie.ch

Empfehlungen und Links:

Lesetipp: „Katzen-Kindergarten“, Sabine Schroll, 2017
Schweizerische Tierärztliche Vereinigung für Verhaltensmedizin: http://stvv.ch/